HRDLICKA ANDENKEN
Bildhauerausstellung an 2 Berliner Orten:
- Ruine der Franziskaner Klosterkirche, Klosterstraße 73 a, 10179 Berlin - Mitte
- Der Galerie der Kunstgießerei Flierl, Friesickestr. 17, 13086 Berlin - Weissensee
- Ruine der Franziskaner Klosterkirche, Klosterstraße 73 a, 10179 Berlin - Mitte
- Der Galerie der Kunstgießerei Flierl, Friesickestr. 17, 13086 Berlin - Weissensee
Die Eröffnung: am Samstag, den 10. Mai 2014 um 16 Uhr in der Ruine der
Klosterkirche und ab 18 Uhr in der Galerie Flierl; Eröffnungsrede: Dr.
Josephine Gabler (Leiterin Museum Moderner Kunst, Passau) und Paulina
Tsvetanova (Leiterin Galerie Flierl)
Ausstellungsdauer: in der Ruine der Klosterkirche: 10.05. - 02.11.2014
in der Galerie Flierl: 12.05. - 10.07.2014
12 Bildhauer, alle gestandene und renommierte Künstler, stellen
zusammen mit ihrem ehemaligen Lehrer, dem 2009 verstorbenen Bildhauer
gemeinsam aus. Beteiligt sind: Alfred Hrdlicka, Reinhard Bombsch (D),
Robert Honegger (CH), Susanne Knorr (F), Thomas Kosma (A), Hans Sailer
(D), Joachim Sauter (D), Hans Schickinger (D), Bernd Stöcker (D), Ben
Siegel (D), Jan Schneider (D), Eva Schärer (A) und Andreas Theurer
(D).
Skulpturen, Zeichnungen und Druckgrafik von Alfred Hrdlicka werden
ebenfalls zu sehen sein. In der Klosterruine werden größere Bildwerke
erlebbar sein und in der Galerie Flierl Kleinplastiken, Zeichnungen
und Grafiken. Die Figur als Maß und zentrales Ausdrucksmittel ist
allen Beteiligten gemeinsames Anliegen.
Alfred Hrdlicka wurde 1928 in Wien geboren. Nach einer
Zahntechniklehre studierte er 1946 bis 1952 in Wien Malerei bei Albert
Paris Gütersloh und Josef Dobrowsky, danach 1953 bis 1957 Bildhauerei
bei Friz Wotruba. Seine ersten internationalen Erfolge hatte er mit
seinen Zeichnungen und der Druckgrafik. Mit bildhauerischen Arbeiten
vertrat er 1964 Österreich auf der Biennale in Venedig. Seit 1967
arbeitete er an Projekten für den öffentlichen Raum (Engelsdenkmal in
Wuppertal, Gegendenkmal in Hamburg, Denkmal an der Albertina in Wien).
Seit 1971 Professuren für Bildhauerei in Stuttgart, Hamburg, Berlin
und Wien. 2009 starb Alfred Hrdlicka in Wien.
"Ich habe keine Ideen - ich lese Zeitung" sagte Alfred Hrdlicka.
Themen seiner Werke und seiner verbalen Auseinandersetzungen fand er
im Zeitgeschehen. Die Erlebnisse in der Jugend unter dem
Austrofaschismus hat er nicht verdrängt, sondern sie finden sich
sowohl in den Zeichnungen, als auch in seiner Bildhauerei wieder. Der
geschundene Mensch war sein Thema. Die Figur wurde von Alfred Hrdlicka
freigelegt in der "taille directe", das heißt, er meißelte von Hand
direkt in den Steinblock. Dabei akzeptierte er keine abstrakte
Vereinfachung und verließ sich nicht auf die abstrakte Darstellung
eines Gefühls. Nicht der Verzicht auf die Figur, sondern die Reduktion
auf die Figur, das ist die Stärke der Bildhauerei von Alfred Hrdlicka
und macht seine Bedeutung für unsere Zeit aus.
In Berlin sind von Alfred Hrdlicka leider nur 3 Arbeiten im
öffentlichen Raum zu finden.
- Porträt Dietrich Bonhoeffer in der Staatlichen Bibliothek zu Berlin
- Denkmal für Benno Ohnesorg an der Staatsoper
- Plötzenseer Totentanz im Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee
- Porträt Dietrich Bonhoeffer in der Staatlichen Bibliothek zu Berlin
- Denkmal für Benno Ohnesorg an der Staatsoper
- Plötzenseer Totentanz im Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee
Friedhelm Mennekes beschrieb Hrdlicka folgendermaßen: "Kunst verstand
er stets als einen Einbruch ins Leben. Er zog Spuren des Lebens, die
hinter alle Fassaden griffen. Hridlicka begriff das Leben nicht als
gegeben, nicht als hinzunehmendes Schicksal, sondern als eine
permanente existenzielle Gestaltungsaufgabe – im kulturellen wie im
politischen. Als Verfechter des Marxismus und dessen Theorie und
Praxis seine Identität ausmachten, war Leben für ihn immer
reflektiertes Leben – Aufbruch und Ausbruch in den Streit um Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit. Der alles verbindende rote Faden war die
Idee und Erfahrung eines kultivierten Lebens, voll von Humor,
Menschenliebe, Zuwendungsfähigkeit, Charme und einer hohen
Sensibilität bis in die Selbstironie und weise Gelassenheit. Er
kämpfte darum, sich selbst immer näher zu kommen und blieb sich treu.
"Alle Macht in der Kunst geht vom Fleische aus!" Alle Macht in der
Religion geht vom Fleische aus!"
So Dr. Josephine Gabler: "Das freie Gestalten, der künstlerische
Entwurf und die Entwicklung zu einem eigenen Stil waren dem Lehrer
Hrdlicka bei seinen Studenten wichtig, Das Handwerkliche setzte er
voraus, obwohl die Studenten keine einheitliche technische Vorbildung
hatten. Später kokettierte er damit, von seinen Schülern technisch
gelernt zu haben. Der verantwortungsvolle Umgang mit den Studenten
stand dabei in auffälligem Gegensatz zu dem streitlustigen Hrdlicka,
der in der Öffentlichkeit stets zu provozieren verstand."
Wieland Schmied schrieb über den Unterrichtsstil von Hrdlicka:
"Einerseits mochte er das Unterrichten an einer Kunsthochschule nicht
und sah es als pure Zeitverschwendung an. Andererseits liebte er den
Umgang mit jungen Menschen, begriff ihn als eine Art Jungbrunnen, der
ständig zu sprudeln versprach. Er betonte sein Einzelgängertum, seine
Einseitigkeit, seine Außenseiterrolle. Sein persönlicher Charme war
nicht charmant zu sein. Er war derb, direkt, unverblümt und dabei
charismatisch. Er verkörperte einen bestimmten proletenhaften Typus.
Hrdlicka liebte den Widerspruch, vor allem den Widerspruch zur
herrschenden Meinung. Hrdlicka war ein Denker mit der Kraft eines
Barbaren. Diese Kraft war nicht nur physisch, sondern auch
psychisch...Seine Kraft äußerte sich in der Bearbeitung des Steins
ebenso wie in der Einfachheit und Direktheit seiner sparsamen verbalen
Aussagen und in allen Bekundungen seines Denkvorgangs. Hrdlicka ließ
niemanden kalt. Man konnte nur für ihn oder gegen ihn sein. Er war
souverän und mischte sich gerne ein, aber er ließ sich nicht
vereinnahmen. Alles hatte für Hrdlicka mit Politik zu tun. Nicht nur
der Mensch. "Es gibt keine unpolitische Kunst" - pflegte er zu sagen.
Wo Alfred Hrdlicka war, da war Kampf. Seine Studenten liebten das
Kämpferische an ihm, seine Kompromisslosigkeit, seine Streitlust.
Obwohl er sich als Außenseiter und Einzelgänger verstand, war er
freiwillig in Kunstakademien tätig – in Hamburg, Stuttgart, Berlin,
Wien. Er hatte Schwierigkeiten mit der Präsenzpflicht, doch liebte er
es zu unterrichten. Es freute ihn zu sehen, dass sich junge Menschen
mit dem Figürlichen beschäftigten, dass ihnen das was wir das
Menschenbild nennen, etwas bedeutete, dass sie erkannten, wieviel man
damit ausdrücken kann."
Die Texte sind dem Katalog zur Ausstellung: Hrdlicka Andenken, 2011,
entnommen.
Kunstgießerei & Galerie Flierl
Friesickestraße 17 13086 Berlin
Tram M13 / 12 Station "Friesickestraße"
Tel: +49 30 44 55 181 / +49 30 44 73 23 12
E-Mail: post@kunstgiesserei-flierl.de, galerie@kunstgiesserei-flierl.de
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Ruine der Franziskaner Klosterkirche
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strehlau@klosterruine-berlin.de
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Klosterstraße 73 a, 10179 Berlin
U2 Station "Klosterstraße"
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Öffnungszeiten: Di – So / 12 – 18 Uhr